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Neu in der Neun

Quark spendiert der neuen Version XPress 9 viele neue Funktionen. Dabei vollzieht sich der Übergang von der Vorgängerversion ohne Geholper. Bestehende Workflows und Befehle können ohne Anpassungen übernommen werden.

DETLEV HAGEMANN Vor einer Einführung in die neuen Features von Quark XPress 9 steht ein Überblick über die entscheidenden Schritte der letzten Versionen und deren Auswirkungen an.

Mit XPress 7 wurde der ganze technische Unterbau von XPress geändert, sodass erstens Transparenz möglich wurde, zweitens Colormanagement nicht weiter zu umgehen war, drittens wesentlich mehr Bildinformationen aus TIFF- und PSD-Bildern ausgelesen wurden und viertens deswegen die Ausgabe aus XPress vollständig verändert wurde. Zusammengefasst: Der Sprung von Version 6 auf Version 7 war grösser als die zusammengefassten Sprünge von Version 3 auf die Version 6.

Mit XPress 8 wurde dann die Bedienung des Layoutprogramms radikal geändert und dabei stark vereinfacht. Zusätzlich wurden etliche Features eingeführt, die für ostasiatischen Satz zwingend erforderlich sind und uns Westeuropäern die Arbeit ebenfalls erleichtern können.

Die Einführung von XPress 7 und XPress 8 hatte somit weitreichende Konsequenzen für das Weiterarbeiten. Die zusätzlichen XTensions mussten jedes Mal neu programmiert werden und standen somit nicht sofort zur Verfügung. Der Versionssprung wurde aufgeschoben. Und dann das Thema der Übernahme von alten XPress-Dateien: Bei täglich, wöchentlich oder monatlich genutzten Template-Dateien kamen die Anwender jeweils kaum um den Neuaufbau der Masterdateien herum, um effizient und stabil produzieren zu können.

Vorweg die Beruhigungspille: Der Übergang von Version 8 auf die Version 9 läuft so glatt wie noch kein Versionssprung vorher: Kein Geholper, keine Bocksprünge sind nach momentanen Erkenntnissen zu erwarten. So gut wie alle XTensions für XPress 8 tun auch in der neuen Version ihren Dienst. Alle von mir bis jetzt in XPress 9 bearbeiteten Version-8-Dateien taten ohne jegliche Veränderungen ihren Dienst, obwohl viele neue Funktionen von Quark spendiert wurden.

Quark hat bei den beiden radikalen Upgradeschritten der Vergangenheit sehr gute Vorarbeit geleistet. Die im Folgenden beschriebenen neuen Features konnten basierend auf der Version 8 so integriert werden, dass nun beispielsweise keine Workflows angepasst werden müssen oder keine bekannten Befehle an neuer Stelle zu suchen sind.

Für das Digital Publishing

XPress 9 ist mit ePub-Exportmöglichkeiten ausgestattet. Auch der Blio-Reader-Export steht zur Verfügung (Blio-Reader gibt es momentan nur für Windows – für Mac demnächst). Das gespannt erwartete Zusatzpaket «App-Studio» zur Erzeugung von iPad-Apps wird kostenlos mit der XPress-Version 9.1 im Hochsommer erscheinen. Das Gesamtpaket fürs digitale Publizieren steht somit erst im Juli zur Verfügung: Grund genug für uns, den Digital-Publishing-Teil von XPress erst dann vorzustellen.

Für alle Publishing-Kanäle

Quark fasst schon seit Längerem alle Publishing-Arten in nur einem Programm zusammen – in XPress: Print, Web, Interactive (Flash) und demnächst die Ausgabe für beliebige Apps. Dabei steht aus technologischer Sicht nicht zuerst der Anwender im Mittelpunkt, sondern der in grösseren Installationen einsetzbare XPress-Server. Aus Datenbanken kann dieser Server momentan schon XPress- und PDF-Dateien direkt erzeugen sowie Web­inhalte und Animationen kreieren. Quark setzt dabei seine Schwerpunkte seit Jahren ganz klar auf das Corporate Publishing. Und diesem Credo folgen auch fast alle Neuerungen der «Neun»: Effizient, schnell und intelligent sollen gleichartige Layoutelemente und Textpassagen oder sogar ganze Layoutdateien erzeugt werden können.

Cloner

Exemplarisch für die neuen Corporate-Publishing-Erweiterungen steht die Funktion «Cloner», die drei Hauptaufgabengebiete betreut:

  • das Anreichern mit ausgewählten Elementen von vielen Seiten, Layouts oder Dateien,
  • das Zerlegen von normalen Dateien oder «Master-Muster-Super-Tem­plate-Dateien» in einzelne Produktionsdateien,
  • das Anreichern bestehender XPress-Dateien mit weiteren ausgewählten Seiten sowie das Kopieren einzelner Seiten.

Jeder Layouter oder Produzent, der dieses Feature zu Ende denkt, wird deutlich weniger Elemente auf die Musterseiten stellen und seine Template-Dateien wesentlich effektiver verwalten können.

Linkster

Layouts mit Textboxen verketten, ja oder nein? Diese ehemals grundsätzlich Frage beim Layoutaufbau stellt sich nicht mehr. «Mach doch, was du willst», mag man den Unentschiedenen zurufen. Mit Linkster verkettet und entkettet man nun, ohne das Layout zu verändern.

Zu beiden Linkster-Einstellungen (Screens rechte Seite) sei angemerkt: Das sind «Schmiedehammer»-Einstellungen und nicht als Goldschmiede-Hämmerchen einsetzbar:

Über alle Seiten die Verkettungen eleminieren – beim Aufruf dieser Funktion sollte die Layoutvoreinstellung des automatischen Seiteneinfügens deaktiviert sein, sonst erkennt man seine Datei eventuell nicht wieder.

Auch das Verketten über Linkster ist eine extrem mächtige Funktion und sollte nur an dementsprechend vorbereiteten Dateien ausgeführt werden. Textüberläufe sollten nicht vorhanden sein, sonst wird der gesamte Umbruch natürlich geändert.

ShapeMaker

Nicht nur Spielzeug, sondern mein Lieblingsproduktionswerkzeug: der «Formen-Macher». Formen mit regelmässig abgerundeten Ecken, Preissterne, Wellenformen – früher war für all das ein Gang in den Illustrator nötig. Nun geht es per «Wow»-Stil in XPress.

Auch das Erstellen perfekter Bogensegmente wird mit XPress 9 zum Kinderspiel: Form konfigurieren, dann kann sie im Layout angelegt oder über Aktuelle Rahmen ändern angewendet werden. Ausserdem lassen sich alle Formen benennen und abspeichern.

Tabellen

Quark hat in XPress 9 die Tabellenfunktion weiter aufgebohrt: Tabellen liessen sich in XPress schon lange über mehrere Seiten manuell umbrechen: mit Kopf- und Fusszeilen etc. Neu ist, dass Tabellen auch automatisch über Seiten oder Spalten umbrechen können, wenn sie im Textfluss verankert sind. Dieses Feature gefährdet aber keinesfalls die bewährte Tabellenfunktionalität von XPress. «Denken und Layouten in HTML-Tabellen-Technik» bleibt damit auch weiterhin im Print-Layout verfügbar.

Aufzählungen, Nummerierungen und Gliederungen

Office-Programmbediener schätzen die Funktion, Wissenschaftler können ohne sie schon lange nicht mehr leben: Einzüge oder Aufzählungszeichen per Knopfdruck aufzurufen. In XPress ist es fast wie in Word – und in einigen Aspekten noch viel schöner.

Entweder man hat die Aufzählung/Nummerierung in einem Absatzstil hinterlegt oder man arbeitet manuell: Der kleine Einzugpfeil in der Masse-Palette rechts unten erzeugt den Einzug (linke Seite), das Aussehen wird durch einen (oder wie im Bild durch keinen) •/123-Stil gesteuert. Simpel und einfach – und doch wieder typisch XPress: Alles lässt sich auch bis zum letzten Segment herunter als Stil definieren und ineinander hierarchisch verlinken: Zeichenstilvorlage – in Aufzählungszeichen- und Nummerierungsstil – in Gliederungsstil – in Absatzstil. Der Endanwender kann somit vollständig von der Definition abgeschottet werden: Er oder sie oder auch der Server muss nur noch anwenden.

Bedingte Stile und Anwenden von Stilen

Aufgeholt zur Konkurrenz hat XPress mit dem regelbasierten Anwenden von Formatierungen auf mehrere Absätze: nicht ganz so mächtig, aber für viele Anwender viel leichter zu bedienen. Quark nennt diese Funktion Bedingte Stile. Bedingte Stile übersteuern grundsätzlich im ersten Schritt normale Formatierungen.

Komplett überarbeitet und zu einem vollständigen Regelsatz ausgebaut wurde das Anwenden und Übersteuern von Stilvorlagen.

Externe verankerte Objekte

Quark nennt die XPress-Funktion, beliebige Objekte mit dem Text mitschwimmen zu lassen, Legenden. Im Text wird der Anker gesetzt und mit einem Objekt oder einer Gruppe verbunden. Danach wird das Mitschwimmverhalten geregelt – beispielsweise bei Doppelseiten immer aussen. Bei dieser Funktion kann Quark wieder seine grosse Stärke ausspielen, dass gruppierte oder verankerte Objekte auf unterschiedlichen Ebenen bleiben können: beispielsweise Bilder auf der Bilderebene und Texte auf der Sprachebene.

Dass für das Anwenden von Verankerungsverhalten natürlich auch wieder Stile – Legendenstile – definiert werden können, ist bei XPress selbstverständlich.

Mit den XPress-Objektstilen sind dann noch wesentlich weiter gehende Steuerungen möglich. Da als sehr starkes Steuerelement In Rändern halten (= Satzspiegel) zur Verfügung steht, sollte der Anwender bei Marginalienproduktionen das Anlegen der Musterseiten nochmals durchdenken.

Klein – aber notwendig: Layoutfreiheit eingeschränkt

Um das durch zu kreative Mitarbeiter verursachte Verzerren von Bildern in der Produktion einzuschränken, kann man jetzt die Verzerrung durch Klick auf die Kette in der Masse-Palette minimieren.

 

Weitere Neuerungen von XPress 9 stellen wir im Folgeartikel zum digitalen Publishing mit XPress in der nächsten Ausgabe des Publisher vor.

verankertenunverankerteLegende.

Der Autor

Detlev Hagemann ist langjähriger XPress- und Vor­stufenspezialist und Autor zahlreicher Artikel und Bücher, arbeitet als Kurs­leiter und Consultant bei der Schule für Medienintegration, SMI.

In folgenden Seminaren geht es mit Detlev Hagemann um XPress 9

XPress UpgradeKursdatum: 6. Juli 2011Mit XPress aufs iPadKursdatum: 6. Juli 2011

Weitere Informationen und Anmeldung:www.smi.ch/anmeldung/layout-prepress